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04. 04.

Kann man gleichzeitig naturwissenschaftlich denken und an Gott glauben?

Vortrag und Diskussion mit Professor Dr. Werner Kunz in Düsseldorf

René Descartes (1596 - 1650) hat das "rationalistische Denken" eingeführt: die "Regulae ad directionem ingenii", die Regeln, wie man den Geist zu lenken hat. Seit dieser Zeit orientiert sich das Denken der Naturwissenschaftler an der Gültigkeit der Naturgesetze. Die Biologie hat durch Darwin eine naturgesetzliche Erklärung für die Entstehung des Lebens gefunden. Die (bisher immer wieder verlässlich eingetretenen) Voraussagen der Naturwissenschaft (aber auch unser Verhalten im täglichen Leben) richten sich nach den Naturgesetzen.

Naturgesetze gelten in der Welt immer und überall. Würde ein Gesetz Ausnahmen zulassen, dann wäre es kein Naturgesetz. Die christliche Religion akzeptiert jedoch solche Ausnahmen und definiert sie als "Wunder". Wer die Fähigkeit hat, an Wunder zu glauben, der hat die Fähigkeit, gleichzeitig parallel nach verschiedenen Regeln zu denken.

Schon im Mittelalter hat der Philosoph Wilhelm von Ockham (1288–1347) Regeln für unser Denken gefordert: „Nichts darf man ohne eigene Begründung annehmen, es sei denn es sei evident oder aufgrund von Erfahrung gewusst…". Und dann hat er dem Satz hinzugefügt: … oder es sei "durch die Autorität der Heiligen Schrift gesichert.“ Das macht deutlich, dass er zwei verschiedene Regeln des Denkens fordert.

Jedes Naturvolk der Erde hat an einen Gott geglaubt. Daraus folgt, dass wir einer (positiv durch die Selektion geförderten) genetischen Veranlagung unterliegen. Aber seit dem Rationalismus wissen wir, dass wir die Vernunft gebrauchen müssen, um Instinkte zu kontrollieren.

Professor Dr. Werner Kunz ist Dozent am Institut für Genetik der Heinrich-Heine-Universität. Er ist von Haus aus Zoologe. Seit 2004 arbeitet er über die Prinzipien der Gruppierung der Organismen zu Arten und veröffentlichte darüber im Jahre 2012 das Buch „Do species exist? - Principles of taxonomic classification“ im Wiley-Blackwell-Verlag. Zur Zeit arbeitet er wissenschaftstheoretisch über den Artbegriff und die theoretischen Grundlagen des Natur- und Artenschutzes. Er ist außerdem Tierfotograph mit weltweiten Artenkenntnissen, besonders über Vögel und Schmetterlinge.